Frankreich – Belgien – Niederlande    6. – 26.8.

 

Zufall Nr. 3: Rasch geht es weiter nach Roscoff. Dort kommt beim Anlegemanöver gleich jemand über den Steg auf zu.  „Hey (In sinngemäßer Wiedergabe),  da seid ihr ja wieder!“– „Hä?“ – „Ja! Ihr seid aus Geversdorf?! Wir aus Oberndorf!“ – „Ach was, das gibt’s nich…“ – „Ja, ne, (grins) aber es kommt noch besser: Wir haben euch letztes Jahr schon in Lagos gesehn!“ – „Wie?! (Stirnrunzel, Grübel) Wir erinnern uns gar nicht…“ – „Ihr seid grad losgefahren. Ich guck immer hinten, wo die Schiffe herkommen und da hab ich Geversdorf gelesen und gewunken, ihr habt’s aber nicht gesehen. Und hier …  ich dachte auch erst, das kann nicht sein, aber euer grünes Schiff erkennt man ja gleich!“

Stefan und Ulrike, seit 2014 unterwegs, überführen ihr Schiff ‚Tho Kokkino‘ aus Griechenland nach Hause. Letztes Jahr begegnen wir uns offensichtlich in Portugal, sie nord-, wir südwärts fahrend. Sie überwintern in Nazare, wir in Palma. Und dieses Jahr will es der Zufall (?), dass auf unserer Heimreise in Nordfrankreich eine zweite Begegnung stattfindet!

Sie favorisieren Nachtfahrten, wir mögen die  nur, wenn's sein muss, also verabreden wir für die Reststrecke, uns in bestimmten Häfen zu treffen und nur etappenweise gemeinsam zu fahren. Beide liebäugeln wir allerdings noch mit der Idee, die Stande Mastroute durch Holland zu nehmen.

Sie starten nach Boulogne-sur-Mer, für uns geht’s direkt weiter über Guernsey nach Cherbourg, das uns nach einer Superfahrt mit 8kn unter Segeln enttäuscht: weniger, weil wir hier wieder  windbedingt warten –  bei schönstem Wetter immer Ost! –  sondern  weil über das Wochenende und den anschließenden Feiertag überhaupt nichts möglich ist: keine Busse fahren, Autovermietungen geschlossen, per Fähre auch keine Tagesfahrt nach Dover möglich, die Stadt ist leer und vermittelt einen tristen Eindruck. Dann auch noch Nebel. Engländer, deren Urlaub offensichtlich zu Ende geht, fahren trotzdem los, Holländer und Belgier warten wie wir. Eigentlich hatten wir St. Malo als Etappenziel.  Wenn wir nun aber endlich los können, wollen wir die verlorene Zeit gut machen und an einem Stück nach Dunkerque rüber (180sm). Tidenbedingt zwischen 2 ½ und 8kn schnell erreichen wir dann auch nach 35 Stunden die Stadt. Nirgendwo haben wir bisher erlebt, dass eine Marina ausschließlich von Frauen geführt wird – hier in Dunkerque ist es der Fall. Der Hafen ist  voll, neben den Einheimischen einige Deutsche, sehr viele Holländer, auch Engländer und  Iren, Schweden und Norweger,  ein ständiges Kommen und Gehen, die weiblichen Marineros  schnell überall zur Stelle, wo sie evtl. gebraucht werden, wir staunen und fühlen uns wohl. 

Von hier aus unternehmen wir den erholsamen Tagesausflug per Fähre nach Dover, dann geht’s weiter: vorbei an bausteinartig aufgetürmten Betonklötzen, im Näherkommen als Stadtsilhouetten identifiziert,  langen dünenbegrenzten Stränden und  sehr vielen Schiffen über Zeebrugge nach Breskens (NL), wo wir uns endgültig entscheiden müssen, wie wir nun weiter wollen. Dazu fahren wir mit der Fähre nach Vlissingen rüber und erkundigen uns in dem Hafen, in dem die Stande Mastroute losgeht. Man rät uns aber mit Verweis auf unseren Zeitplan eher ab:  zu lange würde es dauern,  allein in Groningen seien bspw. 14 Brücken, wir würden es mit Mühe an einem Tag durch diese Stadt schaffen und es sei ja nur eine von vielen.  Durch Amsterdam gehe es übrigens nur im Konvoi bei Nacht, ansonsten mit Umweg außenrum …  Insgesamt müssten wir mindestens mit 10 Tagen rechnen, eher 14. Wir wollen aber ohne Hektik spätestens am 12.9. zuhause sein, also verschieben wir diese Route auf einen Extra-Urlaub und nehmen die Außenstrecke. Die 60sm nach Scheveningen laufen gut, wir verlängern um 25sm bis Ijmuiden, das wir nachts im Lichtermeer erreichen. Hier erwischt uns tatsächlich die dritte Fast-Panne:  ärgerlicherweise werden wir in der Hafeneinfahrt von einem nachfolgendem Segler bedrängt, er überholt, wir müssen leicht ausweichen und geraten dadurch um ein Haar gegen zwei unbeleuchtete Tonnen – welch ärgerlicher Abschluss eines langen schönen Törns!  Stefan und Ulrike sind schon da, von nun an werden wir gemeinsam heimfahren. Doch zunächst wird da nichts von: wieder einmal bei herrlichem Sonnenschein NW mit 6Bf. Wir kennen Haarlem noch nicht, fahren, da wir begeistert sind,  sogar zweimal mit dem Bus dorthin und vertreiben uns die weitere Wartezeit zu viert mit Wizzard-Spielen.