zu VI.                      Von Moraira über Ibiza nach Mallorca

                

 

Fr. 11.9.

 

 

Wir können los! Herrliche Sonne – aber kein Wind! Später 10 kn, aber von vorne! So scheinen  wir 60 sm motoren zu müssen. Doch es wird nicht langweilig: lange noch sieht man das Capo von Moraira, dann erahnt man schon am Horizont die Westküste Ibizas! Früher als erwartet sind wir schon nachmittags dort: die Stadt Sant  Antoni   de Portmany wird von einer großen Bucht, zum offenen Meer hin mit zahlreichen wie von einer Götterhand ins Wasser geworfenen Riesenfelsbrocken umsäumt. Innerhalb der Bucht machen wir für 25,- Euro an einer Boje  fest, die Hafengebühren sind zu teuer. Dafür gibt es ein kostenloses Wassertaxi und einen Willkommenstrunk, wovon wir abends Gebrauch machen, um dann die Stadt anzuschauen. Der Eindruck ist fürchterlich: „Ballermann“ auf Ibiza! Nur Shopping- und Amüsiermeilen, dazu Partymusik bis in den frühen Morgen über die ganze Bucht, man schläft schlecht.

Sa. 12.9.

Gemütlich tuckern wir die Küste hoch, die Felsformationen und unzählige Buchten genießend: keine Orte, keine Menschen, nur Schiffe! Jedes Kap, jede Bucht sieht anders aus, faszinierend, „dieses“  Ibiza!  Auf der Nordseite der Insel endet die Fahrt  in der Jörg von früher her bekannten  Ankerbucht St. Miquel:  wunderschön, mit kleiner Insel davor rundum geschützt, drei seitlichen  Hotels und kleinem Strand vor kleinem Ort. So hatten wir uns das Übernachten ohne Häfen vorgestellt. Das Wetter ist angenehm:  bewölkt mit leichtem Niesel zwar, aber erfrischend, da warm. Schwankend zwischen Roller oder Auto für die geplante Inselrundfahrt  mieten wir sicherheitshalber einen Wagen.

So. 13.9.

Im Uhrzeigersinn umrunden wir Ibiza, schauen uns dabei einige Häfen und Buchten an, finden sogar das kleine Restaurant  hoch oben  auf den Klippen des Punto  Nuno über den löchrigen Felsen, die wir tags zuvor passiert haben, wieder, das Jörg vor einigen Jahren entdeckt hatte. Die Ausblicke nun von hier oben sind ebenso spektakulär wie aus der gestrigen Bootsperspektive hinauf in die Berge! Beeindruckend auch die Bucht Portinatx ganz im Norden und westlich davon die Cala Xuclar, in der wöchentlich ein uriger Hippimarkt stattfindet. Auch in Sant Joan bummeln über einen solchen Markt, der neben einheimischen Spezialitäten auch selbst gefertigtes Kunsthandwerk und indische Produkte anbietet, in den kleinen Lokalen auch zum Frühstück  leckere  landestypische Speisen.  Eulalia im Landesinneren und die Hauptstadt Eyvissa durchstreifen wir grob, beide gefallen uns gut, besonders eindrucksvoll ist die Altstadt um die Burg über Eyvissa. Insgesamt besticht, wie es auch auf Mallorca der Fall sein wird,  die West- und Nordseite der Insel   mehr als der Süden und Osten: über beide Inseln erstrecken sich im Westen die Gipfel des ehamals  von Almeria auf dem Festland  bis Antratx  auf Mallorca verlaufenden Gebirges, aus dem die Balearen  als „Fortsetzung“ der Sierra Nevada als Folge eines Erdbebens einstmals entstanden sind,  in  den abflachenden südlichen und östlichen „Hälften“  dominieren Besiedelung, Landwirtschaft und  Industrie.

Mo. 14.9.

Behutsam schlängeln wir uns noch in der Dunkelheit um die anderen Anker- und Bojenlieger aus der Bucht hinaus und nehmen Kurs auf das 62 Meilen entfernte Mallorca. Herrliches Septemberwetter mit tüchtigem Wind – leider von hinten – verspricht  einen wundervollen letzten Reisetag, den wir mit etwas gemischten Gefühlen erleben: auf den Tag genau 11 Wochen sind wir bis hierher unterwegs gewesen, wir freuen uns auf die Ankunft, es  kommt  aber auch Wehmut auf, es ist so normal geworden, ständig unterwegs zu sein.

Sehr lange noch sieht man die zurückliegende, ebenso lange aber auch nach einem relativ kurzen „Nichts“ die vorausliegende Küste, der man sich, wenn die Sicht 20 sm beträgt, allerdings gar nicht zu nähern scheint. Stunden vergehen, bis sich Einzelheiten abzuzeichnen beginnen. Wir passieren den Leuchtturm am Eingang der riesigen Bucht von Palma nach 12 Stunden gegen 18 Uhr, schicken ein Foto an Maike, Jörgs auf Mallorca lebende Tochter, brauchen dann jedoch noch eineinhalb Stunden bis zum Festmachen im „Real Club Nautico de Palma“ für sage und schreibe nur 30,- Euro am Tag, im Vergleich zu manchen Festlandpreisen unvorstellbar für eine unterhalb der Kathedrale  liegende Marina! Maike steht mit Sekt bereit! Rasches Einchecken, Aufräumen, Duschen, dann, die Neugier drängt,  schnell der erste Altstadtbesuch!